artphilia: MRS (MERLIN: A/M Horse back (b/w))
artphilia ([personal profile] artphilia) wrote on July 13th, 2010 at 11:35 am
Fanfic: Revelations (Kapitel 1 & 2)
Titel: Revelations
Rating: R-16
Kategorie: Drama, Hurt/Comfort, Friendship, Slash
Inhalt: Wie weit würdest du im Namen der Liebe gehen?
Spoiler: alles bis The Last Dragonlord
Anmerkung: Dies ist eine indirekte Fortsetzung zu 'Momentary Lapses' und 'Guilty Pleasure'. Wichtig zu wissen an dem Punkt ist eigentlich nur, dass Arthur und Merlin zusammen sind.

Diese Story wird deutlich länger werden. Daher bringe ich sie in Kapiteln zu euch. Freue mich schon jetzt auf eure Meinung und hoffe, dass ich euch damit die Wartezeit auf Staffel 3 etwas versüßen kann.


I.

Das Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben drang scherfällig in Arthurs Bewusstsein. Löste ihn nur langsam von seinem Traum, in welchem er sich wieder im Labyrinth von Gedref befand, diesmal auf der Suche nach Merlin. Er wusste genau, dass Merlin irgendwo in dem Labyrinth war, aber er konnte ihn nicht finden. Verzweifelt rief er nach seinem Diener, bekam aber keine Antwort, egal wie oft er es versuchte. Plötzlich tat sich ein Wolkenbruch über ihm auf und ergoss sich über den Prinzen, schränkte seine Sichtweite ein und übertönte jedes andere Geräusch. Selbst sein Rufen nach Merlin wurde vom Rauschen des Regens total erstickt. Tiefe Verzweiflung trieb den Prinzen an schneller zu laufen. Irgendwann hörte sich der Regen aber nicht mehr an als fiele er auf matschigen Boden oder die Büsche aus denen das Labyrinth bestand. Zunächst bemerkte Arthur den Unterschied nicht. Er rannte immer weiter. Erst als er erschöpft auf dem nassen, matschigen Boden zusammenbrach - seine Lungen fühlen sich an als würden sie in Flammen stehen - hörte er, dass sich das Regenprasseln anders anhörte. Irgendwie falsch und unnatürlich. Und schließlich wurde er sich seines Traums bewusst und starrte hinauf in den dunklen Himmel, der von schwarzen und grauen Wolken durchzogen war. Erneut rief er nach Merlin.

"Arthur." Merlin stand neben dem Bett des Prinzen und berührte sanft dessen Schulter. "Wach auf, Arthur."

Der Prinz schreckte auf und saß mit einem Mal kerzengerade in seinem Bett, sah sich verwirrt und orientierungslos in seinen Gemächern um. "Merlin…"

"Du hast schlecht geträumt", stellte Merlin überflüssigerweise fest und ging hinüber zum Tisch, wo er sich hinsetzte um seine Stiefel anzuziehen.

"Allerdings." Arthur räusperte sich und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Es war noch sehr früh am Morgen. "Du gehst schon?" Es entging ihm nicht, dass Merlin dabei war sich anzukleiden.

"Ich muss in mein Zimmer, ehe Gaius bemerkt, dass ich letzte Nacht nicht nachhause gekommen bin." Dies war nur einer der Gründe, weshalb er versucht hatte zu gehen, ehe Arthur wach wurde. Er fürchtete sich vor dem Gespräch danach. Es war unausweichlich, aber dennoch versuchte er es vor sich her zu schieben.

Arthur nickte verschlafen. Der Traum ließ ihn noch nicht ganz los. Er hatte noch nie solche Angst gehabt Merlin verloren zu haben. Ob sein Unterbewusstsein ihm mit dem Traum etwas sagen wollte? Er hoffte nicht. Aber er spürte, dass nichts von der Wärme und Geborgenheit der vergangenen Nacht geblieben war. Etwas Unausgesprochenes lag zwischen Merlin und ihm. Weckte ein nie da gewesenes Gefühl der Beklommenheit.

Sie beide wussten, dass es kein Versehen gewesen war. Dass weder Alkohol noch Einsamkeit dafür verantwortlich gemacht werden konnten, was sich zwischen ihnen ergeben hatte. Sie waren erwachsen genug, um sich der Entscheidung gewahr zu sein, derer sie sich hingegeben hatten. Sie hatten sich beide sehr bewusst aufeinander eingelassen und es genossen.

Worte wie 'Ich liebe dich' waren nicht gefallen. Es war nicht nötig gewesen. Sie hatten diese Worte gelebt anstatt sie auszusprechen. Diese Worte lagen in nahezu allem was sie gemeinsam taten. Und das schon seit geraumer Zeit. Sie beide hatten sich schon mehr als einmal sprichwörtlich tödlichen Gefahren für den anderen ausgesetzt. Sie waren von Prinz und Diener zu Freund und Vertrautem und schließlich zu Liebenden geworden. Eine Liebe die verbotener kaum sein konnte.

Uther würde Merlin hängen, erführe er jemals davon, dass er Arthurs Bett geteilt hatte.

Merlin stand auf und blieb nachdenklich am Fußende des Bettes stehen. Arthur hatte ihm die ganze Zeit gedankenverloren zugesehen und sah sein Gegenüber nun matt an. Wie sollte es jetzt weitergehen? Konnten sie dahin zurück wo sie vor dieser Nacht gewesen waren? Wollten sie es überhaupt?

"Also, dann… gehe ich mal", sagte Merlin leise. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Arthur nickte. Tausend Dinge schossen ihm durch den Kopf, die er tun oder sagen wollte, doch er wagte es nicht. Es war so untypisch für ihn wie benommen im Bett zu sitzen. Er sah, dass Merlin nicht weniger litt als er selbst und dennoch konnte er sich nicht aus seiner Starre lösen und etwas dagegen tun. Vielleicht brauchten sie beide etwas Zeit, um über alles nachzudenken. Um ihre Beziehung neu zu definieren. Um sich der ganzen Tragweite dessen bewusst zu werden, was zwischen ihnen geschehen war.

Für einen Moment stand Merlin noch da und sah Arthur wortlos an. Dann wandte er sich von seinem Prinzen ab, ging um den großen Esstisch in der Mitte des Zimmers herum und zur Tür. Er hatte sie bereits geöffnet, als sie plötzlich von hinten wieder zugedrückt wurde. Instinktiv drehte Merlin sich um und fand sich von Arthur gegen die geschlossene Tür gepresst wieder. Merlin wollte etwas sagen, doch Arthur versiegelte seine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss, den der Zauberer nur allzu gern erwiderte und der nur allzu schnell wieder endete.

Die Decke, die seine Blöße bedeckte mit der einen Hand umklammert, mit der anderen die Tür noch immer zudrückend, sah Arthur Merlin tief in die Augen. "Ich bereue nichts", sagte er dann und küsste Merlin erneut. "Ich wollte nur, dass du das weißt."

Merlin schenkte ihm ein Lächeln. Er hatte sich selten so erleichtert gefühlt. Sie würden es nicht leicht haben. Keiner von beiden zweifelte daran. Sie würden sich nur heimlich lieben dürfen. Sich ausgerechnet in Arthur zu verlieben glich Selbstmord, überlegte Merlin. Nun hatte er Uther einen weiteren Grund gegeben, ihn zum Tode zu verurteilen. Doch auch Merlin bereute nichts.

"Bis später", brachte der Zauberer zustande, griff hinter sich nach dem Türgriff und wurde ein weiteres Mal von Arthur geküsst, ehe dieser ihn schließlich gehen ließ. Als Merlin den Korridor betrat und sich die Tür zu Arthurs Gemach hinter ihm schloss, schüttelte der Dunkelhaarige lächelnd den Kopf und berührte seine Lippen mit den Fingerspitzen, ehe er eilig nachhause lief.


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Zur selben Zeit erwachte Morgana aus einem tiefen Schlaf. Sie musste einige Male blinzeln ehe sich ihr Blick klärte und sie erkannte, dass sie nicht in ihrem Bett in Camelot lag. Ihr Hals schmerzte furchtbar und ihr war schwindelig, obgleich sie sich noch nicht einmal aufgerichtet hatte.

"Ich hatte schon Angst, du wachst nie wieder auf."

Eine Frauenstimme, die Morgana inzwischen bekannt war, veranlasste sie sich nun doch aufzusetzen.

Morgause hatte auf einer Récamière auf der gegenüber liegenden Seite des Raums gesessen und etwas gelesen. Behutsam legte sie das Buch beiseite und stand in einer anmutig fließenden Bewegung auf, um zu Morgana hinüber zu gehen.

"Wo bin ich?" Morganas Blick schweifte durch den Raum. Das Zimmer war beinahe so groß wie ihres in Camelot. Drei hohe Fenster sorgten für schwachen Lichteinfall, der größtenteils von schweren Samtvorhängen zurückgehalten wurde. Offenbar hatte Morgause gerade soviel Licht hereingelassen, dass es für sie angenehm zum lesen war. Das große Bett, indem Morgana sich wieder fand, war aus einem massiven dunklen Holz, die Bettpfosten mit edlen Schnitzereien verziert. Neben der Récamière befand sich eine Spiegelkommode und zwischen zwei Fenstern rechts vom Bett entdeckte Morgana einen massiven Kamin. Der Raum wirkte wie eines der Zimmer in Camelot. Dennoch war sich Morgana ziemlich sicher, dass sie sich nicht mehr im Schloss befand.

"Du bist in Sicherheit", erwiderte Morgause und setzte sich neben Morgana aufs Bett. "Wie fühlst du dich?"

"Als wäre ich krank." Sie überlegte eine Weile, dann sah sie vor ihrem inneren Auge wieder, was geschehen war. Sie sah sich selbst über Uther gebeugt, hörte wie Arthur vor der Tür um sein Leben kämpfte, sah Merlin der ihr den Wasserschlauch gab… Instinktiv fasste sie sich an den Hals und erinnerte sich wieder an das brennende Gefühl in ihrer Luftröhre als das Gift langsam begann zu wirken, an das Gefühl ihrer Lungen, die sich nicht mehr aufbliesen. Schockiert starrte sie Morgause an.

Diese streichelte Morgana über das seidige, schwarze Haar und über die Wange. "Du bist hier sicher. Niemand wird dir jemals wieder etwas antun, der verspreche ich dir."

"Merlin…", brachte Morgana gerade so zustande, ehe ihre Stimme brach und Tränen ihren Blick verschleierten. "Warum…?"

Morgause nahm die Hände ihres Schützlings in die eigenen. "Das Warum hat Zeit… Wir werden es erörtern. Zunächst musst du aber erst einmal vollkommen genesen. Wir haben noch viel zu tun."

"Wir?" Morgana kam sich vor wie ein dummes Kind und der Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht. "Warum bin ich hier? Und wo ist hier? Weshalb habt Ihr mich hergebracht, wann und wie?"

Morgause lächelte. Aber es war ein bitteres Lächeln. "Ich musste dich hierher bringen. Nur hier war es mir möglich dich zu heilen. Du warst auf Camelot nicht mehr sicher."

"WO bin ich?", verlangte Morgana nun energischer eine Antwort.

"Avalon. Du bist in Avalon. Hier leben wir Ausgestoßenen." Morgause stand auf und ging hinüber zu einem der Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen.

Grelles Sonnenlicht flutete das Zimmer und Morgana konnte hinter den Fenstern das Blau des Himmels erkennen. "Avalon?", sagte sie ungläubig und schwang die Beine über die Bettkante. "Ich dachte diesen Ort gibt es nicht."

"Für normale Sterbliche gibt es ihn auch nicht, Morgana. Jemand wie Uther Pendragon wird hier niemals herkommen können. Deshalb sind wir hier auch sicher vor ihm und seinen Gefolgsleuten."

"Normale Sterbliche…" Die Bezeichnung war Morgana nicht entgangen. Mit wackeligen Beinen kletterte sie aus dem Bett und trat zu Morgause ans Fenster. Die Blonde öffnete es und ließ eine warme Sommerbrise herein, die den Duft zarter Blüten und den fröhlichen Gesang von Vögeln ins Zimmer trug.

Morgana sah hinaus und bemerkte, dass das Gebäude in dem sie sich befand auf einem Berg, einer Insel, inmitten eines unglaublich großes Sees zu stehen schien. Die Aussicht war paradiesisch.

"Sobald du bei Kräften bist, erkläre ich dir alles. Ich werde jede deiner Fragen beantworten. Das verspreche ich dir", meinte Morgause nach einem gedehnten Augenblick. "Du sollst nicht länger in Rätseln leben." Freundschaftlich legte Morgause ihr einen Arm leicht um die Schultern. "Ich besorge dir etwas Essen und Trinken, Kleidung und Wasser zum waschen."

Morgana nickte zögerlich. Sie konnte den Blick kaum von draußen abwenden. Einen so herrlichen Ort hatte sie nie zu vor in ihrem Leben gesehen. Sie konnte es kaum erwarten die Insel zu bewandern und jeden Winkel zu erforschen. Sie konnte die Magie förmlich spüren, die von Avalon ausging und bereits begann sie zu durchströmen.

"Vielen Dank", sagte sie schließlich als sie sich wieder an ihre gute Erziehung erinnerte und drehte sich zu Morgause um, die bereits halb aus dem Raum war. Morgause lächelte geheimnisvoll und zog dann die Tür hinter sich zu.

Morganas Blick wanderte wieder nach draußen. Und obgleich sich unter ihrem Fenster ein Paradies auftat, wusste sie doch warum sie hier war. Ihr Blick verfinsterte sich als sie an Merlin dachte und seinen Gesichtsausdruck wieder vor Augen hatte, als das Gift bei ihr Wirkung gezeigt hatte. Sie wusste noch nicht genau wie und wann, aber sie war fest entschlossen sich an ihm zu rächen.



II.

"Merlin." Gaius klopfte an die Tür des Jungen. "Merlin, es ist Zeit aufzustehen."

Gespielt verschlafen richtete sich der junge Zauberer in seinem unbequemen Bett auf und schlug die Decke zurück, um sich anschließend die Augen zu reiben. Gaius trug eine Waschschüssel herein und stellte sie auf das kleine Tischchen neben seinem Bett.

"Wasch dich und komm zum frühstücken. Einige Bewohner klagen über Husten und Schnupfen. Wir müssen in den Wald und einige Kräuter sammeln."

Merlin unterdrückte ein Seufzen. Eigentlich war ihm vielmehr danach Arthur zu dienen. Ein Umstand, den er selbst kaum fassen konnte. Wann genau hatte es angefangen Spaß zu machen für Arthur zu arbeiten? Der Zauberer schüttelte innerlich den Kopf und lächelte. "Ich bin gleich da", sagte er zu Gaius.

Wenig später hatte Merlin ein kleines Frühstück verschlungen und hängte sich den Kräuterbeutel um. "Ich bringe Arthur neben eben ein Frühstück, solange Ihr dem König bescheid gebt, in Ordnung?"

Der Medicus nickte. "Gut. Wir treffen uns dann in ein paar Minuten am Haupttor."

So schnell ihn seine Beine trugen, ohne tatsächlich zu rennen, eilte Merlin in die königliche Küche, um Arthurs Frühstück zu holen. Kaum schloss er die Tür zu Arthurs Gemach hinter sich mit einem sanften Fußtritt, fiel ihm um ein Haar das Tablett aus den Händen.

Arthur war wie aus dem Nichts erschienen und stand unmittelbar hinter ihm. Ein verschmitztes Lächeln breitete sich ob Merlins erschrockenem Gesichtsausdruck auf seinen Zügen aus. "Du solltest deinen Herrn nicht so lange hungern lassen."

"Verzeiht mir", bat Merlin und ging lächelnd auf das kleine Spiel ein.

"Ich sollte dich dafür bestrafen." Arthur biss sich leicht auf die Unterlippe und nahm Merlin das Tablett aus der Hand, um es sicher auf den großen Esstisch zu stellen, ehe seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Dunkelhaarigen galt.

"Das solltet Ihr, Sire."

Merlin hatte den Satz kaum zu ende gesprochen, da drängte Arthur ihn zum zweiten Mal an diesem Morgen mit dem Rücken gegen die massive Holztür, um ihn zu küssen. Ein animalisches Brummen formte sich in Arthurs Brust und sandte kleine Blitze durch Merlins Nervenbahnen.

Nur ungern erinnerte er sich gerade jetzt an Gaius und der Abmachung sich alsbald mit ihm am Haupttor zu treffen. Behutsam versuchte er Arthur von sich zu schieben und nur äußerst widerwillig gab der Prinz schließlich nach.

"Was ist?", hauchte Arthur.

"Ein paar Leute sind krank geworden. Gaius benötigt mich, um Kräuter zu sammeln." Merlin verdrehte genervt die Augen. "Ich weiß nicht, wie lange er mich heute in Anspruch wird…"

Für einen Moment nickte Arthur grüblerisch. "Ich hab eigentlich selbst keine Zeit." Der Prinz seufzte und fuhr Merlin liebevoll durchs Haar. "Melde dich bei mir, wenn Gaius dich nicht mehr braucht. Ein bisschen was hast du hier schließlich noch zu tun, abgesehen von … nun, du weißt schon."

"Keine Angst, ich habe meine Pflichten nicht vergessen." Merlin zwang sich zu einem Lächeln. Arthur küsste ihn abermals, ehe er ihn entließ.

Als Merlin am Haupttor ankam, wartete Gaius bereits ungeduldig auf ihn. "Rasch, Junge, es gibt schon zwei weitere Patienten, die auf ein schnelles Heilmittel warten." Er hakte sich bei Merlin ein und gemeinsam ließen sie das Schloss schnell hinter sich.

Unterwegs erklärte Gaius seinem Schützling, welche Kräuter er sammeln sollte. Sie würden sich getrennt an jeweils gegengesetzten Richtungen des Waldrandes aufmachen. Als sie schließlich den Dunkelwald erreichten, sah Gaius ihn musternd von der Seite an. "Hast du nicht gut geschlafen, Merlin? Du wirkst etwas zerstreut. Hast du auch verstanden welche Kräuter du sammeln sollst?"

"Ich hab nicht viel geschlafen, nein. Es war zu heiß. Und als es endlich regnete, hat mich das Gewitter wach gehalten. Ja, ich weiß was ich zu tun habe", beantwortete er alle Fragen auf einmal und hoffte, dass der alte Mann ihm sein Flunkern nicht anmerkte.

Gaius nickte mit erhobener Augenbraue. "Also gut, dann mal los. Der Beutel sollte gut voll sein. Es scheint, dass wir es mit einer kleinen Erkältungswelle zu tun haben."


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Morgana ging neben der Blondine her und spielte verträumt an dem Armreif, den sie vor einigen Monaten von Morgause geschenkt bekommen hatte. Der Himmel über Avalon war wolkenlos, die Sonne schien angenehm warm auf ihr Gesicht. Dennoch vermochte das schöne Wetter nicht, Morganas trübe Gedanken zu erhellen.

So viel war geschehen. Sie glaubte nicht, dass sie einen Fehler beging, als sie sich für Morgause und gegen Uther entschieden hatte. Viel zu lange hatte sie Uthers Herrschaft zu gesehen. Hatte unzählige Menschen sterben sehen, weil Uther sie fürchtete. Nur warum er sie so sehr fürchtete, gar hasste, war ihr bisweilen ein Rätsel. Er hatte sich ihr in dieser Hinsicht stets verschwiegen. Morgause hatte vielleicht Antworten. Zumindest hoffte Morgana, dass es so war.

Avalon hatte sich als eine recht große Insel herausgestellt, die verborgen von Magie mitten in Uthers Königreich lag. Morgana blickte zurück auf das große Gebäude, das hinter ihnen lag. Es war nur etwa halb so groß wie Camelot, wirkte aber sehr viel edler. Im Haupthof stand ein großer Brunnen, umgeben von einem kleinen Arboretum. Pflanzkübel mit bunten Blumen zierten diverse Nischen, Treppenaufgänge und Tore. Der weibliche Einfluss hier war deutlich zu sehen, egal wo Morgana hinblickte. Camelot dagegen wirkte plötzlich sehr viel härter und kälter in ihrer Erinnerung, passte zu Uthers Herrschaft.

Vor ihr tat sich eine mehrere Hektar umfassende Wiese auf, die von einem kleinen Wäldchen eingesäumt wurde und auf der duzende verschiedene Wildblumen im sanften Wind hin und her tanzten. Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten flogen von einer Blüte zur nächsten. Kleine Pfade führten durch die gut einen Meter hohe Wiese, um diese zu schonen. Morganas Blick schweifte von einer Seite zur anderen. Es gab so viel zu bestaunen, dass sie gar nicht sagen konnte, was ihr an Avalon am besten gefiel. Dennoch, über all dem Schönen das es hier zu sehen gab, trübte der Gedanke an Merlin ihren Geist.

Morgause legte ihr eine Hand auf den Rücken, direkt über dem rechten Schulterblatt. Es war eine sanfte Geste und wieder einmal wurde Morgana bewusst, dass sie eine Freundin in Morgause gefunden hatte. Etwas Unsichtbares verband die beiden Frauen. Morgana hatte vom ersten Moment an geglaubt Morgause von irgendwo her zu kennen. Und dieses Gefühl ließ nicht von ihr ab. Wieder glitt ihre Hand über den Armreif an ihrem Handgelenk, dann nahm sie es ab und reichte es Morgause.

"Ich kann das nicht länger behalten. Es war ein Geschenk Eurer Mutter und ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich es für immer trüge." Blaugrüne Augen trafen braune.

Morgause lächelte und blieb stehen. "Du hast das selbe Recht den Armreif zu tragen wie ich.

Morgana sah ihr Gegenüber mit fragendem Ausdruck an.

"Dieser Reif stammt aus dem Haus Gorlois, Morgana." Morgause hatte den richtigen Moment abwarten wollen. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob er jemals kommen würde. Egal wie lange sie warten würde. Und vielleicht war es gut, nicht länger zu warten. Sie wollte endlich offen mit Morgana sein.

Morgana machte einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. "Ihr kanntet meinen Vater?" Das gütige Gesicht ihres Vaters erschien vor ihren Augen und lächelte sie an, ehe es wieder verblasste. Manchmal hatte sie Angst ihn zu vergessen. So wie sie sich kaum noch an das Gesicht ihrer Mutter erinnern konnte.

Ein erneutes Lächeln zupfte an Morgause' Mundwinkeln, doch es verschwand sofort wieder. "Gorlois war auch mein Vater."

"Das ist unmöglich!", sagte Morgana etwas lauter als beabsichtigt. Sie strauchelte rückwärts als sie versuchte noch mehr Abstand zu Morgause zu gewinnen. "Ihr lügt!"

"Nein. Es ist die Wahrheit. Meine Mutter hat mir diesen Armreif am Tag ihres Todes geschenkt und mir alles erzählt. Gorlois war gerade neu am Hofe Camelots angekommen, das Mädchen das er liebte - deine Mutter - war weit fort. Er hatte ihr noch nichts zu bieten und konnte sie damals noch nicht heiraten. Er lernte meine Mutter kennen und verbrachte eine Nacht mit ihr."

Tränen schossen Morgana in die Augen. Sie schüttelte ungläubig den Kopf.

"Er hat deine Mutter nicht betrogen, Morgana. Sie waren noch nicht einmal ein richtiges Paar. Er hatte damals noch nicht um ihre Hand angehalten. Das zumindest hatte er meiner Mutter erzählt. Er hatte ihr alles erzählt und sie hatte verstanden. Dennoch liebte sie ihn. Und als sie bemerkte, dass sie ein Kind von ihm erwartete… hoffte sie, dass er sich für sie entscheiden würde. Er tat es nicht. Stattdessen schenkte er ihr diesen Armreif, damit sie ihn verkaufen möge. Das Geld hätte uns viele Jahre gereicht, doch meine Mutter brachte es nicht über sich." Morgause machte eine Pause und versuchte einen Schritt auf Morgana zuzugehen, doch diese wich erneut zurück.

"Behaltet ihn!", schrie Morgana und warf das Schmuckstück vor Morgause ins Gras. Dann wandte sie sich abrupt um und rannte zurück zum Anwesen, wo sie vor hatte sich in ihrem Zimmer einzuschließen.

Morgause stand reglos da und sah ihr nach. Sie hatte gehofft, dass dieses Gespräch besser verlaufen würde. Sie hatte gehofft Morgana endlich eine richtige Schwester sein zu können. Morgana war alles was ihr von ihrer Familie geblieben war.

"Das lief nicht sehr gut", sagte eine andere Frauenstimme, die wie aus dem Nichts hinter Morgause aufgetaucht war.

"Halt dich da raus, Nimueh."

"Pass nur auf, dass sie sich nicht gegen uns wendet. Ich habe dir gesagt, dass ich ihre Zukunft nicht richtig voraussehen kann. Wir können nicht sicher sagen, dass ihre Loyalität bei uns liegen wird." Die dunkelhaarige Hexe trat vor Morgause, azurblaue Augen trafen auf dunkelbraune, die sie böse anfunkelten.

"Sie wird sich nicht gegen uns stellen. Sie braucht nur etwas Zeit. Zu erfahren, dass man eine Halbschwester hat… ist nicht leicht."

Nimueh lächelte kühl. "Ich erinnere mich gut, wie du reagiert hast." Es entstand eine kleine Pause. "Wäre deine Mutter nicht im sterben gelegen, hättest du sie vielleicht selbst getötet."

"Niemals!"

Das falsche Lächeln Nimuehs wurde eisig. "Deshalb hast du deinen Hass lieber gegen deinen Vater gerichtet, nicht wahr."

"Du hast ihn umgebracht, nicht ich", zischte Morgause zurück.

"Du warst noch nicht stark genug. Aber dein Hass war da. Ich habe ihn in deinen Augen gesehen. Du wolltest, dass er stirbt, weil er deine Mutter nicht geheiratet hat. Weil er sie damit gezwungen hat einen Bastard zu gebären." Erneut machte Nimueh eine Pause, umrundete Morgause, ohne dabei den Blick von ihr zu wenden. "Es war nicht nötig ihn zu töten. Ich hatte es vor, das gebe ich zu. Ich wollte seinen Tod, um dir Genugtuung zu schenken. Uther kam mir zuvor als er Gorlois in einen Feldzug gegen Cenreds Armee schickte. Es war Gorlois' Bestimmung dort auf dem Feld zu sterben, für seinen König, für seinen Freund, für eine aussichtslose Sache."

Morgause erinnerte sich kaum noch an den Tag als ihre Mutter mit ihr das Schloss verlassen hatte. Sie war nur etwa fünf Jahre alt gewesen. An den Hofarzt Gaius konnte sie sich jedoch noch erinnern. Er hatte ihrer Mutter geholfen das Schloss zu verlassen. Hatte ihr Zuflucht in einem Ort viele Kilometer südlich von Camelot zugesichert. Morgause hatte nie begriffen, warum der Hofarzt ihnen zur Flucht verholfen hatte, als König Uther Pendragon den Krieg gegen Zauberei begann.

Viele Jahre später hatte sie Nimueh kennen gelernt, die sich als Freundin ihrer Mutter vorgestellt hatte. Von diesem Tag an änderte sich ihr Lebend grundlegend. Sie erfuhr, dass die kleinen Dinge die sie hin und wieder tat ihren Ursprung in der Magie hatten. Dass sie dazu bestimmt sei eine Hexe Avalons zu werden. Ihre Mutter hatte nicht gewollt, dass sie mit Nimueh nach Avalon ging, um Zauberei zu lernen. Aber als ihre Mutter schließlich krank wurde und starb, hielt Morgause nichts mehr in diesem Dasein.

Sie folgte Nimueh und ließ sich von ihr unterweisen. Lernte alles über Zauberei und entwickelte ein besonderes Geschick für Nekromantie, was eher selten war. Oft hatte sie sich gefragt, ob es ihr nicht möglich gewesen wäre ihre Mutter wieder zum Leben zu erwecken, doch Nimueh hatte es ihr verboten. Untote waren seelenlos, willenlos… Sie hätte nur den Körper ihrer Mutter wieder belebt.

Es waren unzählige Jahre vergangen in denen sie geduldig darauf gewartet hatte, Kontakt zu ihrer Halbschwester aufnehmen zu können. Und nun stand sie hier und alles was sie sich erhofft hatte, zerrann wie Sand zwischen ihren Fingern. Im Grunde wusste sie, dass Nimueh nur das Beste für sie im Sinn hatte. Das war schon immer so gewesen. Sie war wie eine zweite Mutter. Hass und Liebe lagen oft nah beieinander, stellte Morgause wieder einmal fest.

Manchmal verstand sie Nimueh nicht. Und manchmal besser als jeder andere. "Warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt."

"Du hast zu mir aufgesehen. Du hast angenommen ich hätte deinen Vater getötet und der Gedanke hatte dir gefallen." Nimueh hielt inne, trat zu Morgause und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Jeder von uns erfüllt sein Schicksal. Meines war, dich zu schützen und auszubilden, damit du eines Tages meinen Platz hier einnehmen kannst, als Hohepriesterin Avalons. Dein Schicksal ist es, deine Schwester auszubilden, damit sie wiederum eines Tages Mordred führen kann."

"Warum kannst du den Jungen nicht gleich selbst ausbilden?", fragte Morgause. Sie hatte sich schon viele Male gefragt, warum manche Dinge so umständlich gehandhabt wurden. Sollte sie tatsächlich eines Tages Hohepriesterin Avalons sein und jeder ihrem Befehl unterstehen, so würde sie dies ganz sicher ändern.

"Weil dies nicht mein Schicksal ist. Jeder von uns hat einem bestimmten Pfad zu folgen. Jeder, Morgause." Sie legte ihre rechte Hand an Morgause Wange. "Lass Morgana etwas Zeit. Tief in ihrem Herzen weiß sie, was sie will. Und sie weiß längst, dass du die Wahrheit sagst."


A/N: Betaleser habe ich leider keinen. Hoffe, dass sich nicht allzu viele Fehler eingeschlichen haben.
 
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